Sie sind hier

Politik: Praetorium, Ubiermonument, Archäologische Zone und Jüdisches Museum Rat der Stadt Köln begrüßt LVR-Beteiligung

Kritik an der unpassenden Gebäudeplanung
Jochen Geis

Der Plan wird dem Fundort nicht gerecht und zerstört den Platz
Unterhalb des heutigen Rathauses befindet sich das Herzstück des antiken Kölns, der römische Stadthalterplast. Um diesen Bau in seiner Bedeutung zu würdigen, wird eine archäoligische Zone realisiert. Der Entwurf des geplanten Museums paßt überhaupt nicht zu dem eigentlich bedeutendem Gegenstand, er ist vielmehr ein Bau in Anlehung an das Münchner Jüdische Museum. Der junge Architekt des vorgestellten Entwurfes hat neben dem Schwesterbau in München bereits die Neue Dresdner Synagoge geplant, alle mit den großen "Klagemauersteinen". Zwar war die kölner jüdische Gemeinde älter und größer und bedeutender als die jüdische Gemeinde in München, doch die Relationen müssen gewahrt bleiben. Eine zu große "moderne Variante der Klagemauer" wird den Platz vor dem historischen Rathaus und die kleine Renaissance Laube zu Köln, dominieren und erschlagen. Der Lieblingsheiratsplatz der Kölner soll offener und interessanter gestaltet sein und nicht zum kalten Schattenplätzchen degradiert werden.

Köln: geplanter Regierungssitz der Hauptstadt der römischen Provinz Germaniens
Köln war Zentrum der Ubierkultur. Köln war von den Römern als Hauptstadt Germaniens gegründet worden, der Stadtpalast sollte das Zentrum der Macht werden. Die römische Provinz war in ihrer Ausdehnung bis zur Elbe geplant, entspricht in etwa der alten BRD in den Ausmessungen. Als bevölkerungsreichste Stadt nördlich der Alpen über Jahrhunderte hinweg, war Köln die einzige Stadt Deutschlands über über lange historische Passagen die europäischen Mitbewerber Paris und London übertrumpfen konnte. Die Verbindung in die heutigen Beneluxstaaten war innig. Angesichts dieser Bedeutung war Köln auch Magnet für den Handel und unter anderem das Kunsthandwerk. Der Erfolg war Vorraussetzung für vieles: so entwickelte sich in Köln eine frühe Bürgerbewegung, Köln war Hansestadt und unter anderem hatte Köln sehr früh bereits eine entsprechend große jüdische Gemeinde, die älteste (321 - 1424 n.Chr, dann bis 1801 war Köln eine verbotene Stadt für Juden) nördlich der Alpen. Köln war Alles nur niemals Haupstadt, der Plan der Römer scheiterte an den wehrhaften Westfalen, Trier wurde Hauptstadt der römischen germanischen Proviinz, Aachen wurde erste Hauptstadt, Düsseldorf wurde Hauptstadt des Fürstentums Berg, Koblenz wurde Hauptstadt der französischen Rheinlande, Bonn wurde Hauptstadt der BRD, Düsseldorf von NRW... Köln war Hauptstadt des Katholizismus nördlich der Alpen. Immerhin war 1238 Köln dann noch Namensgeberin der Gründung einer brandenburgischen Provinzstadt, heute als Berlin bekannt, damals Cölln. Eine ambitionierte aber zugleich selbstgenügsame Stadt wie Köln, wird ein solches Zeugnis Ihrer Vergangenheit sicherlich nicht unter austauschbaren Fassaden verbergen wollen.

Investoren, die keine Investoren sind, geben einen Plan vor, der dann von Steuergeldern realisiert werden soll. Achtung Provinzposse- aufwachen!!!
Ungeachtet dieser architektonischen Fehlplanung nimmt die Finanzierung eines zukünftigen Museums bereits seinen Lauf. Angestoßen wurde der Bau von privaten Investoren, die ein Jüdisches Museum Köln an dieser Stelle realisieren wollten. Als überzeugender Frontmann des Vorhabens tritt Benedikt Graf von Hoensbroech auf, ein Mann des Wortes und der Taz, der ehemalige Fluchthelfer (Anfang der 60er) von altem Adel. Gegenüber dem Stadtanzeiger erklärte er Ende August 2008: KStA:  Die Stadt will sich nicht an den Baukosten für das Jüdische Museum beteiligen, Ihr Förderverein ist auf Spenden angewiesen. Wie viel Geld haben Sie schon gesammelt? Benedikt Graf von Hoensbroech: Mehr als eine Million Euro. KStA Von wem stammt die Spende? Von Hoensbroech: Sie müssen verstehen, dass ich die Spender nicht nennen darf. KStA Seit wann haben Sie das Geld? Von Hoensbroech: Wir haben diese Million unmittelbar nach dem Entscheid über den Architektenwettbewerb einsammeln können. In der Woche darauf kam dann noch etwas dazu, wobei ich die Größenordnung derzeit nicht kenne. Als dann die Irritationen im Zusammenhang mit der Bebauung des Rathausvorplatzes kamen, haben wir alle Sponsorengespräche ausgesetzt." Ende des Interviewausschnittes mit dem KStA. 
Inzwischen wurde bekannt, es wird keine privaten Mittel geben, die Geldgeber haben kein Geld, die Stadt auch nicht. Der Plan der unbekannten Geldgeber wurde jedoch nicht wegen des fehlenden Geldes aufgegeben, er wird nun von der klammen Stadt realisiert die sich noch 2008 vehement gegen eine finanzielle Beteiligung gesperrt hat! 2008 wollte die Stadt sich laut KStA nicht am Bau des jüdischen Museums beteiligen, 2013 trägt sie die Baukosten alleine! Diese Art von Entscheidungevolution ist sicherlich bemerkenswert. War dies der Investitionsplan von Beginn an? Dann ist dies sicherlich ein Musterbeispiel und wird Geschichte machen.
Das geplante Gebäude wird den Vorplatz des Rathaueses dominieren und einmauern. Städteplanerisch sicherlich mehr als fragwürdig, sollte die Umsetzung des Projektes von der Planungsphase an neu bedacht werden. Eine bauliche Erinnerung ist sinnvoll, aber in inhaltlicher und architektonischer Relation.  Eine innovativer Bau der an die römische und ubiersche Geschichte erinnert, den Platz vor dem Rathaus nicht erschlägt wäre wahrscheinlich kostenstensparend und sinnhaftig von der Stadt Köln zu realisieren, die Folgekosten für den LVR wären entsprechend geringer. 

Eine der vielen denkbaren Alternativen, Anregung
Auf das Wunschkonzert von Investoren, die keine sind, sollte die öffentliche Hand nichts geben, vielmehr wäre eine, dem Preatorium und der architektonischen Gegebenheit vor dem historischen Rathaus, angemessene und berücksichtigende Lösung zu finden.
Das könnte so aussehen:
Eine Konzeption aus endlos erneuerbarer Energie gespeisten, programmierten illuminierten Glaskonstruktionen, gebaut für eine sehr lange Laufzeit, die Ihrerseits z.B. den Eingangsbereich des Prätoriums, das Ubiermonument darstellen sowie eine durchsichtige Glasrekonstruktion des ehemaligen Kultzentrum der religiösen israelitischen Minorität. Die Glaskonstruktion sollte insgesamt begehbar und bestaunbar sein, anhand modernster 3D Projektionen sollte die Geschichte des Ortes dem Passanten begegnen. Dieser Meilenstein der modernen Darstellung würde mit großer Wahrscheinlichkeit in den Metropolen der Welt immitiert. Die Technologie existiert und wird in Köln gefertigt. Die USA haben für Ihren Grand Canyon Skywalk eine Glaskonstruktion aus Köln Porz geordert. Es gibt inzwischen illuminierte Turnhallenböden mit wechselnder Spielfeldprogammierung. Köln sollte endlich mal wieder Maßstäbe setzen und sich nicht so dumm hinter vergleichsweise langweilige Städte ohne entsprechendes unmittelbares Umland wie z.B. München stellen. Es wäre Aufgabe die hochsubventionierte und künstlich aufrecht gehaltene Hauptstadt Berlin mit den Städten der Rheinschiene in den Schatten zu stellen, international die erste Stadt im Lande zu werden. Kein Serienbau an dieser Stelle, funktionierende Innovation ist gefordert! Wenn es politischer Plan ist, die Rheinschiene mit Köln als Motor als Metropolenregion in einer globalisierten Welt zu etablieren, dann wäre dies eine weitere Gelegenheit.  Düsseldorf hat in den letzten Jahren einiges für die Steigerung der Attraktivität geleistet, Bonn hält sich wacker als Bundesstadt und Köln sollte nun einzigartige Marken setzen. Stadt der Avantgarde (vorausschreitende Stadt) wird auch wieder Stadt der Dynamik und Metropole im 21 Jahrhundert! Von einer Stadt, die nur auf gedanklichen und finanziellen Pump aus ist, kann nichts ausgehen, ob sie nun Köln oder Berlin heißt. Daher sollte Köln die Kurve kriegen, solange dies noch möglich ist.
Der aktuelle Stand Verwaltungsebene: Arbeitsgruppen sollen Vertragsentwurf entwickeln
Der Kölner Rat hat jetzt mehrheitlich dem Vorschlag einer Beteiligung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) an der Archäologischen Zone/Jüdisches Museum zugestimmt und die Verwaltung beauftragt, in bilateralen Arbeitsgruppen den Vertragsentwurf zur Beteiligung zu entwickeln. Dazu wird der Landschaftsverband Rheinland bereits im Januar 2013 zu einem Workshop mit allen planungsbeteiligten Dienststellen der Stadt Köln und des Landschaftsverbandes einladen. Zur Vorbereitung wird die Stadtverwaltung unverzüglich den aktuellen Sachstand des Projektes mit einer Bestandsaufnahme zum Bau, der Grabung, der Konzeption gegenüber dem LVR darlegen und den Zeit-Maßnahmen-Plan und die Verträge offenlegen. Die endgültigen Vertragsentwürfe zwischen dem LVR und der Stadt Köln sollen noch vor der Sommerpause 2013 dem Rat und den Gremien des Landschaftsverbandes zur endgültigen Beschlussfassung vorgelegt werden. 
 
Der LVR hatte bereits Ende November mit einem Grundsatzbeschluss eine mögliche Beteiligung des LVR an der Archäologischen Zone/Jüdisches Museum in Aussicht gestellt. Danach soll die bauliche Realisierung und die bauliche Unterhaltung des Komplexes weiterhin bei der Stadt Köln verbleiben, der LVR übernimmt die komplette inhaltliche Projektsteuerung sowie die spätere 100prozentige Trägerschaft für den Betrieb. 

Theme by Danetsoft and Danang Probo Sayekti inspired by Maksimer