Sie sind hier

New Labour is dead, long live old Labour! Corby ist der neue Vorsitzende

Vor 5 Jahren angesichts des Abschieds der Labour Party von der Regierungsverantwortung fasste Anthony Giddens* in Cicero die Situation um die britische Arbeiterpartei treffsicher wie folgt zusammen:
"Es schickt sich dieser Tage, die Bilanz der 13-jährigen Regierungsarbeit der britischen Labour-Partei geringschätzig zu kommentieren. Sogar eher wohlgesinnte Beobachter tendieren zu der Aussage, dass nur sehr wenig Substanzielles erreicht wurde. Für die schärferen Kritiker war die Zeit, die Labour an der Macht war – also Labour als New Labour – mehr als eine Enttäuschung. Sie war ein Desaster. Die Partei führte einen Angriff auf die bürgerlichen Freiheiten, betrog die linken Ideale, scheiterte an dem Versuch, sozialer Ungleichheit entgegenzuwirken, und – am allerschlimmsten – sie beteiligte sich an einem verheerenden Krieg im Irak. New Labour war mit dem Versprechen eines Neuanfangs angetreten, und viele fühlen sich betrogen. Es ist nicht so, dass ich kein Verständnis für diese Kritik hätte."
Das Ganze titelte er bereits vor 5 Jahren mit "New Labour ist tot". Der Titel macht sich nun unter dem Eindruck des neuen Parteivorsitzenden der Labour Party Jeremy Bernard Corbyn erst recht gut, mit dem Zusatz: long live the old Labour.
Gewählt wurde einer der letzten authentischen Politiker auf der linken Seite des Unterhauses (skurile Originale auf der bürgerlichen Seite gibt es noch und nöcher).
Jeremy Bernard Corbyn  sitzt seit 1983 für  den Wahlkreis Nord Islington im britischen Unterhaus. Er ist wärend der ganzen Jahre nicht eingeknickt, ein Politiker mit Überzeugungen. Genau das wünschen sich die Menschen auf der Linken Seite, Schluß mit den aalglatten Lügnern und Verführern, Schluß mit New Labour.
Er ist allerdings kein Arbeiterführer wie
Arthur Scargill , Bergarbeiter, war von 1981 bis 2002 der Chef der britischen Gewerkschaft National Union of Mineworkers (NUM), er gründete 1996 die Socialist Labour Party und ist seitdem deren Vorsitzender. Bekannt wurde er vor allem durch den Bergarbeiterstreik 1984/1985 und seine unerbittliche politische Opposition zu Margret Thatcher. Scargill hat für das britische Establishment nur noch Hass übrig, Thatcher ging brutal und mit diktatorischen Methoden gegen seine Gewerkschaft vor, die Presse behandelte ihn typisch british verry unbritisch. Für weite Teile der Jugend auf dem Kontinent war er, natürlich die Bergarbeiter wie deren Frauen, Helden.
Sollte der alte Haudegen sich wieder mit Labour vereinigen, dann wird es politisch sehr interessant auch der Insel. Die Schotten haben bereits dem Liberalismus tschüß gesagt, die Politik in GB wird seit Thathers Zeiten vom Finanzplatz London diktiert, New Labour war eine große Verarsche, nun könnte sich das linke Lager, könnten sich die Arbeiter in der Opposition neu formieren. Corbyn kommt zudem bei den vielen Migranten in GB sehr gut an. Auch eine weitere Linkskraft Respect – The Unity Coalition könnte sich Labour ebenfalls wieder annähern.
Die Bürgerlichen frotzeln gemeinsam mit old new labour Vertretern, der neue Vorsitzende würde in der Fraktion keinen Stich machen, sind zu vernachlässigen, Labour ist in der Opposition, die Abgeordneten wissen was das Stündchen geschlagen hat, wer nicht mitzieht wird nicht mehr aufgestellt. Das ist aber gerade der Witz bei einer Erneuerung, die paar hundert Funktionäre und Abgeordnete werden halt ausgetauscht. Die haben sich auf Kosten der Partei bedient und sich von den Parteigrundsätzen verabschiedet. Ein solches Projekt ist längerfristig anzugehen, Corbyn muss nun genauso beharrlich wie er die ganzen Jahre seine Minderheitenposition aufrecht erhalten hat, seine Mehrheitsposition gegen die Fraktion und ggf. gegen die momentanen Mandatsträger durchsetzen. Noch lachen die Gegner Corbyns, es wird ihnen sicherlich bald vergehen das Lachen. Denn jemanden der Jahrzehnte beharrlich in der Ecke sitzt und abweichende Meinungen vertritt, der hat nun mit der Partei im Rücken auch das Zeug sich gegen die paar Abgeordneten durchzusetzen. Diese beziehen sich doch nur noch auf Ihre Nähe zur Macht, die Abhängig von Wahlen ist.

In England formiert sich seit geraumer Zeit die Rechte und nun so bleibt zu erwarten auch die Linke, der Finanzplatz London wird ins Schwitzen kommen. Ohne New Labour hätten die Schotten im übrigen niemals in dieser Schärfe den Separatismus betrieben.

*Anthony Giddens ist ein britischer Soziologe.

Theme by Danetsoft and Danang Probo Sayekti inspired by Maksimer